Das Reparaturmobil der FDS GmbH: Inklusion im Handwerk
Seit 40 Jahren kümmert sich die FDS Gewerbebetriebsgesellschaft mbH als Hausverwaltung um den Immobilienbesitz der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Eine ganz besondere Komponente der Hausverwaltung, die nebenbei auch noch ganz dem Stiftungszweck dient, ist das Reparaturmobil. Handwerker aus vier Gewerken sind in ganz Berlin unterwegs. Dort führen sie allerhand große und kleine Arbeiten an und in den Immobilien der Fürst Donnersmarck-Stiftung durch. Das Besondere: die Zweier-Teams setzen sich aus einem ausgebildeten Handwerker und einer Hilfskraft mit Behinderung zusammen.
Das Reparaturmobil: Inklusiv von Anfang an
Die Idee des Reparaturmobils entstand Anfang der 1980er Jahre im damaligen Fürst Donnersmarck-Haus, dem heutigen P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation. Dort suchte man nach Möglichkeiten, Menschen mit Behinderung in eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle zu vermitteln. Die Idee des Reparaturmobils war geboren. Von Anfang an wurde jedem ausgebildeten Handwerker ein Helfer mit Behinderung an die Seite gestellt.
Da die Hausverwaltung selbst im Laufe der Zeit immer mehr Stiftungsimmobilien in Berlin zu verwalten hatte, wurde das Reparaturmobil in die FDS Gewerbebetriebs-GmbH integriert und sukzessive vergrößert. Neben Reparaturen in den Stiftungseinrichtungen standen also auch größere und kleinere Reparaturen in den Häusern und in den Wohnungen der Mieterinnen und Mieter an.
Gemeinsamer Termin in Tempelhof
Heutzutage ist das Reparaturmobil täglich mit vier Gewerken (Maler, Sanitär, Elektriker, Tischler) im Einsatz. Um einen Eindruck vom Alltag der Kollegen zu gewinnen, haben wir sie in einem Objekt im Bezirk Tempelhof getroffen. Hier trafen nämlich glücklicherweise zwei Aufträge aufeinander:
Zum einen war Maler Marko Krohs, der bereits seit 1998 für die FDS Hausverwaltung beim Reparaturmobil tätig ist, vor Ort. Er war gerade damit beschäftigt, den Flur zu streichen. Auf seinen Tandempartner musste er an diesem Tag verzichten. Zum anderen war Sanitär-Monteur Bastian Grahl mit seinem Kompagnon Klaus-Dieter Heinrich und Praktikant Nico Krüger da, um neue Briefkästen zu montieren.
„Das ist eigentlich keine typische Aufgabe für einen Sanitär“, erklärt Bastian Grahl, während er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern die Wand ausmisst und die Stellen markiert, an denen die Aufhängung der Briefkästen montiert werden muss. „Aber wir arbeiten hier eben oft auch gewerkeübergreifend.“ Unterstützt wird er dabei sowohl von einem echten Stiftungs-Urgestein als auch einem „Neuling“.
Das Reparaturmobil: tief verbunden mit dem Stiftungszweck
Denn Bastian Grahls Helfer Klaus-Dieter Heinrich arbeitet schon stolze 33 Jahren für die Stiftung. Zunächst war er lange als Bote unterwegs und hat diverse interne Dokumente, Briefe und Pakete durch Berlin gefahren. Später wechselte er zum Reparaturmobil wechselte. Ein echter „Donnersmärcker“, wenn man so will. Vielleicht auch ein Ziel für Praktikant Nico Krüger?
Der junge Mann absolvierte bei unserem Treffen in Tempelhof sein zweites Praktikum beim Reparaturmobil und sein anschließender Arbeitsvertrag als Teilzeitkraft war auch schon in trockenen Tüchern. Zum Reparaturmobil kam er, weil er in der WG Berliner Straße wohnt – der Trainings-WG des Ambulant Betreuten Wohnens, wo junge Menschen mit Behinderung die Selbstständigkeit trainieren.
Hier zeigt sich ganz plastisch die tiefe Verbundenheit des Reparaturmobils mit der Fürst Donnersmarck-Stiftung und ihrem Stiftungszweck: Der eine ist beruflich schon seit Jahrzehnten eng mit der Stiftung verbunden, der andere wird von der Stiftung betreut und hat auch gleichzeitig noch einen Einstieg ins Arbeitsleben gefunden.
Inklusion und Wirtschaftlichkeit
Auf die Frage, ob das Reparaturmobil auch exemplarisch für den Stiftungszweck stehe, antworten auch Sachbearbeiterin Elke Bierwagen und der Leiter des Reparaturmobils Nils Kempf unisono: „Ja, auf jeden Fall!“ Das Reparaturmobil sei für die Hausverwaltung und die Stiftung ein Herzensprojekt, auch wenn es oft eine Herausforderung ist, soziales Engagement und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut zu bringen.
Das ist in erster Linie die Herausforderung der Handwerker, erklärt Nils Kempf: „Die Kollegen müssen da schon einen Spagat machen. Sie müssen prinzipiell das leisten, was auch in der freien Marktwirtschaft erbracht werden muss. Sie haben aber durch die Arbeit mit Menschen mit Behinderung eine andere Situation.“
Stresssituationen gehören beim Reparaturmobil genauso zum Alltag wie bei anderen Handwerksbetrieben. „In solchen Situationen wird es dann auch mal ruppiger. Aber am Ende des Tages lachen dann alle wieder darüber“, Schmunzelt Elke Bierwagen.
Kleine Reparaturen, Notfälle und Großprojekte
Das ist auch davon abhängig, wie viel zu tun ist. Als Sachbearbeiterin ist es Elke Bierwagens Aufgabe, eingehende Aufträge zu prüfen, nach Dringlichkeit zu sortieren und Termine zu vereinbaren. Dabei sind es in der Regel vor allem kleinere Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten, die das Reparaturmobil übernimmt. Für größere Renovierungs- und Bauarbeiten werden üblicherweise externe Firmen beauftragt. Aber auch manche Großprojekte übernehmen die Kollegen selbst. Wie auch der Hausflur in Tempelhof, der neu gestrichen wird.
„Das hier ist ein Projekt für mehrere Wochen“, erklärt Maler Marko Krohs und blickt einmal durch die vor ihm liegende Etage des Hausflurs. Hin und wieder fallen auch solche größeren Projekte an, die dann über einen längeren Zeitraum fertiggestellt werden. Wenn zwischendurch andere Aufträge von Mieterinnen und Mietern reinkommen, ruht die Arbeit an solchen Projekten zwischendurch.
Wirkliche Notfälle gibt es allerdings selten für das Reparaturmobil. Denn bei akuten Notfällen wie Wasserschäden oder ähnlichem werden in der Regel unmittelbar externe Dienstleister engagiert. Dazu sind dann auch die Mieterinnen und Mieter selbst angehalten, erklärt Nils Kempf: „In den Objekten haben wir Notfalllisten mit Nummern von Firmen ausgehängt, an die sich die Mieter im Notfall selbst wenden können. Da geht es dann aber auch wirklich um Notfälle.“
„Und nicht um die kaputte Glühbirne oder tropfende Wasserhähne!“, ergänzt Elke Bierwagen. Denn auch diese vermeintlichen Notfälle sind ihr und dem ganzen Rep-Mobil immer wieder begegnet. Was vielleicht auch mit der Beliebtheit der Kollegen zusammenhängt.
Bekannt, Beliebt, Besonders
Denn die Handwerker und ihre Helfer sind vielen langjährigen Mieterinnen und Mietern bestens bekannt. „Das ist schon was ganz Außergewöhnliches“, berichtet auch Sanitärtechniker Bastian Grahl. „Das Reparaturmobil ist in dieser Form etwas Einzigartiges und das merkt man auch den Mietern an. Viele freuen sich richtig, wenn wir kommen.“
Was auch Nils Kempf bestätigen kann: „Da ich für die Hausverwaltung auch Architektenleistungen und die Schadensanierung durchführe, wo wir das Reparaturmobil involvieren, kriege ich immer wieder zu hören, wie schön es ist, dieses Reparaturmobil zu haben. Wie vertraut Mieter mit unseren Mitarbeitern teilweise sind.“
Ein Vertrauen, das oft schon für ein beinahe freundschaftliches Miteinander sorgt. „Manche Mieterinnen und Mieter freuen sich schon bei der Terminvergabe, wenn ich ihnen sage, dass wir unsere Kollegen vorbeischicken“, ergänzt Elke Bierwagen. Allerdings in diesem Jahr auch mit dem nötigen Abstand, worauf sie auch hinweist: „Ich sage mittlerweile schon: Fallen Sie den Kollegen aber nicht um den Hals, wir haben Corona-Pandemie!“
Das Reparaturmobil in Zeiten von Corona
Die COVID-19-Pandemie hat auch für die Mitarbeiter des Reparaturmobils eine Umstellung bedeutet. Wichtig war aber allen von Anfang an, dass man weiterhin zusammenkommt. „Wir haben uns trotzdem morgens hier versammelt und das Treffen mit Abstand nach draußen verlagert, damit wir uns austauschen konnten, auch über Sorgen und Ängste“, beschreibt Nils Kempf. Ansonsten war zu Beginn der Pandemie der Betrieb stark eingeschränkt. Denn es gab ja, wie an vielen anderen Stellen auch, kein Schutzmaterial – weder Masken, noch Desinfektionsmittel.
Inzwischen hat das Reparaturmobil die nötigen Schutzausrüstungen und auch ein gutes Konzept für ihre Arbeit entwickelt. Zu dem gehört vor allem der Fragenkatalog, den Elke Bierwagen nun jedem Mieter stellen muss, darunter: Waren Sie in einem Risikogebiet? Hatten Sie Risikokontakte? Haben Sie Symptome? Außerdem vereinbart sie Termine nur noch kurzfristig: „Es bringt ja nichts, wenn ich mit den Mietern kläre, dass sie keine Symptome haben, sie gut lüften und zwei Meter Abstand halten sollen, wenn der Kollege erst in drei Woche hinfahren würde.“
Dass sie diese Aufgabe sehr gewissenhaft macht und ihr die Gesundheit der Kollegen wirklich wichtig ist, zeigt jeder einzelne Satz. Deutlich fügt sie noch hinzu: „Das sind meine Männer und die habe ich zu schützen. Aber es geht ja auch nicht nur um ums, sondern auch um die Mieterinnen und Mieter. Damit wir das nicht von Gustav Müller, der sich auf einer Party infiziert hat, plötzlich zu Oma Erna mitbringen, die zur Risikogruppe gehört.“
Mittlerweile, das wird sowohl im Gespräch mit Elke Bierwagen und Nils Kempf als auch beim Termin vor Ort in Tempelhof deutlich, hat sich das gesamte Team gut mit der Situation arrangiert.
Erfolgskonzept Reparaturmobil
Zufriedene Mieterinnen und Mieter, ein zufriedenes Team und ein Konzept, das seit über 35 Jahren aufgeht. Aber noch mehr als das: Das Reparaturmobil ist durch seinen inklusiven und zugleich wirtschaftlichen Charakter ein wichtiges Bindeglied zwischen der FDS GmbH, die den Immobilienbesitz der Stiftung verwaltet, und der Fürst Donnersmarck-Stiftung selbst, die sich als Partnerin für Inklusion, Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung versteht.
Text und Fotos: Nico Stockheim
Der Artikel "Das Reparaturmobil der FDS GmbH: Inklusion im Handwerk" erschien zuerst am 12. Noveber 2020 im Blog "mittendrin" der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Der Artikel war Teil des Themen-Dossiers "40 Jahre FDS Hausverwaltung" anlässlich unseres 40-jährigen Jubiläums.